Auf dem Kongress in Luzern war eine Protestresolution – die „Luzerner Resolution“ – gegen die nationalsozialistische Verfolgung der Zeugen Jehovas verfasst worden, in der es heißt: „So erklären wir, dass wir Gott mehr gehorchen wollen als den Menschen. Wir rufen alle gutgesinnten Menschen auf, davon Kenntnis zu nehmen, dass Jehovas Zeugen in Deutschland, Österreich und anderswo grausam verfolgt, mit Gefängnis bestraft, und auf teuflische Weise misshandelt und manche von ihnen getötet werden. […] Die Hitlerregierung hat wahren Christen jede Art grausamer Bestrafung auferlegt und fährt fort, dies zu tun.“
Die „Luzerner Resolution“ sollte als Flugblatt am 12. Dezember 1936 reichsweit und schlagartig verteilt werden. Da die Gestapo überall in Deutschland die Zeugen Jehovas jagte, plante man die Verbreitung, an der sich viele Frankfurter Zeugen Jehovas beteiligten, sehr umsichtig. Adolf Krämer berichtete: „[Die] Resolution, unsere Religionsfreiheit betreffend, sollte in einem Brief, pünktlich 17.00 Uhr, durch eine Briefkastenaktion durchgeführt werden. Meier [gemeint ist Friedrich Meyer] frug mich und meine Frau, ob wir bereit wären, an dieser Aktion teilzunehmen. Obwohl wir uns des Ernstes der Lage bewusst waren, wollten wir ganzherzig diese Tätigkeit unterstützen. […] Die erhaltenen Resolutions-Briefe wurden aufgeteilt und Punkt 17.00 Uhr ging‘s los. […] Kaum hatte sie [Adele Krämer] in Höchst im Treppenhausbriefkasten die letzte Resolution eingeworfen, erschien ein SA Mann, dem die Sache verdächtig vorkam. Aber wie durch ein Wunder wurde er abgelenkt. […] Ohne gesehen zu werden, ohne aufzufallen, kam auch ich nach Erledigung dieses göttlichen Auftrages wieder nach Hause. Am anderen Morgen war die SA in meiner Wohnung u. stellte Nachforschungen an, ohne mich zu verhaften. Was meine Griesheimer Brüder anbetrifft, wurden sie noch am selben Abend verhaftet und Schw. Lieschen Meier [gemeint ist Elisabeth Mayer] kam erst 1945 wieder nach Hause. Bruder Mayer (aus Griesheim) [gemeint ist Balthasar Mayer] kam mit mir nach Buchenwald, eine kurze Zeit entlassen, dann nach Dachau gebracht, dort kam er um. Trotz allen Schikanen bei der Befragung, wer mitverteilt habe, konnten beide eisern schweigen.“